Von Fremden zu Nachbarn
Viele kennen die Situation aus eigenem Erleben, da zieht jemand in der Nachbarschaft ein und man fragt sich, was kommt da auf mich zu? Wie wird das mit den Neuen? Hat das vielleicht Einfluss auf meine gewohnten Lebensabläufe?
Und dann gibt es zwei Möglichkeiten. Sich zurückziehen, dicht machen und den oder die Neuen ignorieren, vielleicht sogar blockieren. Oder in gespannter, neugieriger Offenheit zu schauen, wer da kommt, was er oder sie denkt und im besten Fall an Bereicherung in die Nachbarschaft einbringen kann. Dieser «beste Fall» tritt dann ein, wenn auf beiden Seiten die Offenheit und Bereitschaft besteht, den anderen kennenzulernen, zu respektieren, verstehen zu wollen und als wertvoll anzuerkennen. Dann wird es gelingen, das bisherige Zusammenleben nicht zu stören, sondern zu bereichern.
Dieses Bild passt auch gut zum Miteinander der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Auch sie haben erkannt, dass einander kennenzulernen respektieren, verstehen und als wertvoll erachten die Grundlage friedvollen Zusammenlebens ist und zugleich einen wertvollen Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft darstellt. Davon zeugen beispielsweise die «Tage der offenen Kirchentür», zu welchen immer wieder Menschen unterschiedlichster Glaubenshaltungen eingeladen werden, um den Glauben und die persönliche Gottesbeziehung der Mitglieder der jeweiligen christlichen Gemeinschaft besser kennenzulernen und verstehen zu können.
Und dazu passt auch der Tag der offenen Moschee. Hier eröffnet sich ebenfalls die Möglichkeit, die «neuen Nachbarn» kennenzulernen, um sie und ihren Weg mit Gott zu verstehen. Österreich ist zwar geografisch klein, doch in Bezug auf das positive Miteinander unter den Kirchen und Religionsgemeinschaften ein weltweites Best Practice Beispiel. Was auf Leitungsebene der Kirchen und Religionsgemeinschaften so gut funktioniert, soll sich hin zu den Gemeinden vor Ort entwickeln und so ein Miteinander, eine Nachbarschaft möglich machen, in welcher Probleme, Ängste und Nöte angesprochen und gemeinsam gelöst werden können.
Nehmen wir die Chance dazu wahr, ob beim Tag der offenen Kirchentüre oder der offenen Moschee.